Nähen mit Webware: Tipps und Tricks für Musselinstoffe
Es gibt tolle Webware, wie z.B. Musselin oder leichte Leinenstoffe. Beides ist perfekt für leichte, luftige Sommerkleidung. Viele trauen sich aber an die Stoffe nicht ran, da Musselin durch die gekreppte Oberfläche manchmal einige Tücken bereit hält und Webware generell anders versäubert werden möchte (als dehnbare Strickstoffe, wie Jersey und Sweat). Hier findest du wichtige Infos und eine Anleitung für das Nähen mit Musselin.
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Webware ist nicht gleich Webware
Leichte Webware eignet sich perfekt für luftige Sommerkleidung. Zum Beispiel dünne Leinenstoffe, Viskose-Webware oder auch einfacher Musselin. Um leichte von mittlerer oder schwerer Webware zu unterscheiden, kann man einen Blick auf das Gewicht der Stoffe werfen. Aber auch die Haptik spielt eine große Rolle, wie schwer oder leicht sich ein Stoff tatsächlich anfühlt und wie transparent er ist. Hier findest du trotzdem ein paar Richtwerte.
Wie viele Lagen notwendig sind, erkennt ihr recht schnell, wenn ihr den Stoff in den Händen habt. Hier bietet es sich an, beim lokalen Stoffhändler zu shoppen, um ein Gefühl für den Stoff zu bekommen. Falls ihr lieber online shoppt, könnt ihr euch bei Sommerkleidung an einen Richtwert von 100-180g/m² halten.
Musselin-Sommerkleid
Das Sommerkleid ist für Webware ausgelegt - die kleinsten Größen gibt es als Freebook! Die Größen 56 - 122 findet ihr im Shop!
Nähen mit Webware - das Versäubern
Wer bisher nur Jersey und Sweat vernäht hat, für den ist das Versäubern neu. Bei nichtdehnbaren Stoffen allerdings wichtig, da sie gewebt und nicht gestrickt sind und sonst sehr schnell ausfransen und Fäden ziehen. Insbesondere solltest du ein Augenmerk auf die Kanten der Schnittteile richten. Kanten müssen bei Webware fast immer versäubert werden, außer beim Ärmel- und Rocksaum. Diese Kante verschwindet durch den Einschlag/Umschlag komplett. Außerdem kann bei allen Bereichen, die doppelt genäht, dann gewendet und zum Schluss nochmal abgesteppt werden auf das Versäubern verzichtet werden.
Weitere Tipps für das Nähen mit Webware
Für Webware sind Universalnadeln meistens passend. Eine Nadelstärke von 70 bis 90 ist genau richtig. Bei festeren Stoffen wählt ihr eher die 90, bei sehr leichten Webstoffen eher die 70 oder auch eine Microtex-Nadel. Für leichte Stoffe solltet ihr eine maximale Stichlänge von 2 wählen. Bei super leichten Stoffen eher 2 bis 2,5.
Ein Vorwaschen ist bei Webware ein Muss! Musselin kann bis zu 20% und mehr einlaufen. Beachte das auch schon beim Stoffkauf und plane vielleicht 20cm mehr Stoff ein. Jersey und Sweat schrumpfen beim Waschen übrigens nur um bis zu 4 bis 6%, was Babykleidung auch mal verzeiht. Bei Musselin ist es jedoch super ärgerlich, wenn das genähte Teil nach der Waschmaschine plötzlich nicht mehr passt.
Vom bügeln rate ich bei Musselin-Stoffen ab, da ansonsten die Crinkle-Struktur beschädigt wird. Es reicht völlig aus den Stoff einmal glatt zu ziehen.
Schritt für Schritt Anleitung: Musselin verstärken
Es gibt Webware die sehr leicht ausfranst, hier ist es ratsam die Kanten zu verstärken. Musselin franst außerdem nicht nur, sondern leiert beim Nähen auch noch aus und wird immer weiter. Hier hilft es, mit einem Vlies oder Formband zu arbeiten.
1. Das ist Formband (gibt es in Weiß und Schwarz). Es hilft gegen das Ausleiern, aber auch bei stark fransigen Stoffen oder eben Musselin. Es ist mein Favorit für Musselin-Kleider.
2. Vlies H 180 ist eine gute Vlieseinlage, die leicht genug ist für ein Sommerkleid (es gibt sie auch stärker in H 200 und H 220). Es gibt sie in Weiß und Schwarz (passend zur Stofffarbe wählen).
3. Was es beim Verstärken mit Vlies zu beachten gibt: Der Vlies ist für super leichte Stoffe gut verwendbar, da er ganzflächig auf das Oberteil aufgebügelt wird. Bei schwereren Stoffen wird es eventuell zu warm mit der extra Schicht.
4. Den Vlies ausschneiden und aufbügeln. Bei mittlerer Hitze und für ca. acht Sekunden. Dabei das Bügeleisen nur aufdrücken und nicht hin und her bewegen.
5. Für das Kleid reicht es, nur das Oberteil zu verstärken.
6. Da nun eine weitere Lage Stoff dazu gekommen ist, darauf achten, dass die Nahzugaben an der Schulternaht richtig auseinander gebügelt werden. Sonst wird es zu dick.
7. Was es beim Verstärken mit Formband zu beachten gibt: Wie beim Vlies gibt es eine Klebseite, die nach unten liegen muss. Beim Aufbügeln extra vorsichtig sein. Es reichen drei Sekunden Druck (nicht hin und her bügeln) bei wenig Hitze.
8. Bei Musselin: Hier habe ich einmal das Vorder- und Rückteil einmal rundherum mit Formband verstärkt.
Wem das zu viel Vorarbeit ist: Am wichtigsten ist der Halsausschnitt. Wenn ihr nicht alles verstärken möchtet, dann wenigstens diesen, da der besonders unschön aussieht, wenn er zu groß wird und ausleihert.
9. Am Anfang braucht man etwas Übung, aber dann lässt sich das Band auch ganz einfach an die Rundungen legen.
10. Auch die Belege müssen an der anzunähenden Kante nochmal verstärkt werden! (Hier sind die Belege für die Ärmel).
Auch hier gilt wieder: die Ärmel sind kein Muss (ohne Vlies werden sie halt einen Tick weiter), aber den Beleg vom Halsausschnitt würde ich auf jeden Fall verstärken.
11. Und das passiert, wenn Musselinteile nicht verstärkt und beim Nähen geweitet werden. Hier ist es der Beleg – einmal um den Halsausschnitt herum genäht – ohne verstärkenden Vlies 4 cm weiter geworden!
12. Das war übrigens das Endergebnis! Die komplette Nähanleitung für das Sommerkleid findest du hier im E-Book!
Musselin für den Sommer
Lybstes Schnitte für Webware
Mit so vielen Tipps kann doch eigentlich nichts mehr schief gehen! Ich hoffe ich konnte euch Lust auf Webware und insbesondere Musselin machen. Zeigt eure Ergebnisse gerne auf Instagram, indem ihr Lybstes markiert!
Lybste Grüße
Ronja